Geschichte

Offstein, im Eisbachtal gelegen, ist die südlichste Gemeinde des Landkreises Alzey-Worms und wurde bereits vor mehr als 1230 Jahren in mehreren Urkunden des Lorscher Codex erwähnt, ist aber erheblich älter. Funde von Gräberfeldern rund um das Dorf weisen auf eine zeitweilige Besiedlung in fränkischer und römischer Zeit hin, ein Gräberfeld wird  sogar der Jungsteinzeit (3000 bis 1800 Jahre vor Chr.) zugerechnet. Die erste auf Offstein bezogene Urkunde wurde zwischen 766 und 768 ausgefertigt und dokumentiert den Tausch von Rebengelände gegen Ackerland. Dies ist ein sicherer Hinweis auf den verhältnismäßig frühen Weinbau in unserer Gemeinde. Der damalige Ortsname Offenstein hat sich im Laufe der Jahrhunderte in Ufstein, Uffsteyn, Ofenstein in das heutige Offstein nur unwesentlich verändert. Sprach- und Namensforscher gehen davon aus, daß ein damals seltenes ,Steinhaus des Uffo‚ in der beginnenden Frankenzeit für den Ortsnamen Pate stand.

Dorf und Vogtei Offstein waren im Mittelalter zunächst Lehen der Herren von Lichtenberg im Unterelsaß, später Besitz der Grafen von Hanau-Lichtenberg. Von 1359 bis zu ihrem Aussterben 1661 waren die Junker von Oberstein Lehnsherren des hanauischen Dorfes Offstein sowie der hier bestehenden Burg Oberstein. Danach fiel Offstein durch Tausch gegen andere Güter an Kurfürst Carl Ludwig von der Pfalz.

Nach Auflösung der Kurpfalz durch den Frieden von Luneville 1801 begann, wie überall, die Verselbständigung des Dorfes und der Übergang des Grundbesitzes an breitere Bevölkerungsschichten.

Eine katholische Pfarrei in Offstein wurde bereits 1212 erwähnt, die  Kirche stand unter dem Patronat des St. Cyriakusstiftes in Neuhausen. Nach der  Reformation wurde die Kirche ab etwa 1567 den Reformierten als Gotteshaus zugewiesen, bei der Pfälzischen Kirchenteilung 1706 aber den Katholiken wieder zurückgegeben. Nach Baufälligkeit der alten Kirche, erfolgte 1782  der Neubau der heutigen katholischen Kirche St.Martin.

Die reformierte Kirchengemeinde errichtete noch vor 1740 auf dem Engelsberg eine eigene Kirche, nutzten diese aber nur wenige Jahrzehnte. Das Gotteshaus verfiel nach Plünderung und Fremdnutzung durch die Franzosen und wurde 1840 abgetragen. Damals bestand in Offstein aber auch eine lutherische Kirchengemeinde, die Anno 1710 eine eigene Kirche in der Wormser Straße errichtete. Nach dem Zusammenschluß der Reformierten und Lutheraner 1824 wurde diese Kirche gemeinsam  genutzt und dient der evanglischen Kirchengemeinde auch heute  noch als Gotteshaus. Dort wurde bei Renovierungsarbeiten 1986 ein um 1725 entstandenes Fresko in barocken, verschnörkelt und mit gelben Ranken umkränzten Buchstaben freigelegt.

St. Wendelinuskapelle

Die St. Wendelinuskapelle ist das älteste noch bestehende Gebäude des Dorfes und wurde um 1540 erbaut. Sie gehört der katholischen Kirchengemeinde und wird vor allem bei Prozessionen gottesdienstlich genutzt.

Das Rathaus

Die Bauzeit des Rathauses ist unbekannt. Seine Beschreibung im Lagerbuch von 1720, „beforcht nach Wald die gemeine Gaß, nach Rhein Backhaus-Hofgut-Ödplatz,stoßt gegen Bingen und Speyer auf die gemeine Gaß“ läßt jedoch den heutigen Standort des Rathauses erkennen. Die im Schlußstein des Torbogens erkennbare Jahreszahl 1819 benennt vermutlich den Zeitpunkt des Umbaues. Mit seinen barocken Formen  kann das Gebäude mit dem pfälzischen Bautyp der sogenannten  „Kapellenrathäuser“ verglichen werden,   bei denen das Erdgeschoß als Kapelle und das Obergeschoß als Bürgermeisterei genutzt wurde. Ob diese Nutzung anfangs oder zeitweise auch in Offstein zutraf, ist nicht bekannt.

Landwirtschaft, Handel und Industrie

Wie überall wurde in früheren Jahrhunderten auch in Offstein fast ausschließlich Landwirtschaft betrieben. Handwerk und Handel waren als Kleingewerbe auf die landwirtschaftliche Struktur ausgerichtet. Mit dem Bau einer Kartoffelzuckerfabrik leitete der Offsteiner Landwirt Tobias Deis um 1850 die Industrialisierung des Dorfes und die Begründung der Zuckerfabrikation in Offstein und Umgebung ein. Deis war auch der Hauptinitiator für den späteren Bau der Rübenzuckerfabrik und schuf damit den Grundstein für das heutige Werk der Südzucker-AG. Drei Jahre später, im Dezember 1886 wurde die Bahnverbindung von Worms nach Offstein eröffnet und später bis Grünstadt erweitert. Die Süddeutsche Eisenbahngesellschaft übergab den Bahnbetrieb 1953 an die Bundesbahn, die, die Bahnstrecke aber nur bis 1968 aufrechterhielt und danach durch Autobusse ersetzte. Die wirtschaftliche Entwicklung führte 1956 zum Übergang der privaten Versorgung des Dorfes mit elektrischem Strom an das überregionale EWR. Außer der Zuckerfabrik Neu-Offstein, die verwaltungsmäßig zur Ortsgemeinde Obrigheim zählt, gibt es inzwischen mehrere kleinere Industriebetriebe im Ort, die Offsteiner und auswärtigen Bürgern wertvolle Arbeitsplätze bieten.

Quelle: Jubiläumsschrift Offstein, Text Helmut Zorn