02.11. Ökumenischer Gottesdienst mit anschließender Eröffnung der Sonderausstellung „Offstein und der Erste Weltkrieg“ im Heimatmuseum Offstein
Am Vormittag des 2.11.2014 gedachten in der katholischen St. Martinus Kirche Offsteiner Christen mit einem ökumenischen Gottesdienst an den Beginn des 1. Weltkrieges.
Nach dem Eröffnungslied „Wir sind nur Gast auf Erden“, begrüßte Pfarrer Dr. Joachim Springer die anwesende Gemeinde. Der MGV Liederkranz bewegte in würdevoller Weise mit dem Lied „Vater unser“ von Hanne Haller. Nach den „Erinnernden Gedanken zum 1. Weltkrieg“, welche durch den Vorsitzenden des Heimatverein Dr. Karl Heimers vorgetragen wurden, erfolgte die Lesung und Ansprache von Prädikantin Annemarie Neu. Mit dem altirischem Segenswunsch „Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen“, setzte der MGV Liederkranz unter der Leitung seines Dirigenten Frank Aigelsdorfer ein sehr beachtenswertes Zeichen seines Repertoires.
Der Höhepunkt dieses ökumenischen Gottesdienstes war sicherlich das Totengedenken. Neben der brennenden Osterkerze und unter Glockengeläut, verlasen die Heimatvereinsmitglieder Gabriele Lucks und Vanessa Steinebach die Namen der 54 gefallenen Offsteiner Soldaten des 1. Weltkrieges. Diese sollten stellvertretend für die über 10 Millionen Tote aller Nationen auf den europäischen Schlachtfeldern stehen: Nie wieder Krieg! Ein bemerkenswerter Gottesdienst schloß mit dem Segen der beiden Geistlichen und der Einladung zur anschließenden Sonderausstellung des Heimatvereins in dessen Museum.
Der Vereinsvorsitzende Dr. Karl Heimers eröffnete im Beisein von rund 100 Besuchern, darunter auch VG-Bürgermeister Ralph Bothe und Ortsbürgermeister Robert Kuhn, die Sonderausstellung „Offstein und der erste Weltkrieg.
Die Ausstellung informiert über die Kriegsentstehung, dessen Verlauf und zeigt insbesondere die Auswirkungen für die Gemeinde Offstein. In der Ausstellung sind Kriegsrelikte wie Patronenhülsen und Stacheldraht, eine ganze Patronensammlung, Orden, Abzeichen, Verdienstkreuze und Kriegswaffen sowie Wertmarken für verschiedenste Lebensmittel oder Satzungen der beiden Offsteiner Soldatenvereine zu sehen. Darüber hinaus bekommt die Ausstellung im Offsteiner Heimatmuseum durch die Fokussierung auf alte Daten und Fakten das Dorf Offstein und den Krieg betreffend einen besonderen Charakter. Bereits im vorangehenden ökumenischen Gottesdienst wurde beim Verlesen der Namen aller im ersten Weltkrieg gefallenen Offsteiner Männer deutlich, welche Auswirkung dieses grausame historische Ereignis für eine kleine Gemeinde bedeutete. So weckten auch im Heimatmuseum selbst die ausgearbeiteten und ausgestellten Biographien der Offsteiner Kriegsteilnehmer reges Interesse, denn viele der Ausstellungsbesucher und -besucherinnen sahen dort Bilder und bekamen Informationen über nahe oder entfernte Verwandte. Ein Testament vom 06.08.1914, in dem ein in Offstein geborener junger Mann und Vater, alle Vermögensverhältnisse für den Falle seines Todes im bevorstehenden Fronteinsatz regelte oder Postkarten eines Kindes an den im Kriegsdienst befindlichen Vater, die nicht zugestellt werden konnten, verdeutlichen den Schrecken der damaligen Zeit. Ein besonderes Dankeschön richten wir an unser Vereinsmitglied und den Ausstellungsinitiator Helmut Bindl, sowie an unseren Archivar und Museumsbeauftragten Erich Weber. Die privaten Sammlungsstücke Bindls sowie Objekte aus dem Archiv des Museums arbeiteten die beiden in wochenlanger Arbeit zu dieser beeindruckenden und veranschaulichenden Ausstellung auf. Auch allen anderen Helfern und Helferinnen, die diese erfolgreiche Veranstaltung möglich gemacht haben, ein herzliches Dankeschön.
Besichtigung der Sonderausstellung und Führungen sind bis Ende November zur gewohnten Öffnungszeit Dienstags von 10 – 12 und 18 – 19 Uhr oder nach Absprache unter Tel. 06243/7228 (Erich Weber) möglich. Größere Gruppen bitten wir um Voranmeldung!
Am Totensonntag wird die Ausstellung nach der Gedenkstunde am Friedhof von 15.30 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet sein.
Als Literaturtipp: Otto Göttnauer hatte Offsteiner Wurzeln. Der Gefreite wurde ab dem 20. April 1916 als vermisst gemeldet. Den von Erich Weber ausgearbeiteten Fotoband „Otto Göttnauer und der 1. Weltkrieg“ (erschienen 2014) empfehlen wir als Begleitbroschüre zum Thema Offstein und der Erste Weltkrieg. Erhältlich im Offsteiner Heimatmuseum.
Bericht: Kirsten Kulzer
Hier können Sie den Artikel der Wormser Zeitung lesen.
Am Anfang dieser Kirchengeschichte steht nur eine Urkunde von 1212. Nicht etwa die Urkunde über den Bau des Gotteshauses, also eine Art Geburtsurkunde, nein es handelt sich um die bischöfliche Bestätigung einer Inkorporation der bereits bestehenden Kirche und der Pfarrei in Offstein ins St. Cyriakusstift in Neuhausen. 1212 bis 2012 – ein Zeitraum von 800 Jahren gibt wahrlich Anlass zur Feier der ersten urkundlichen Erwähnung einer Kirche in unserem Dorf, gleichzeitig aber auch zur Feier des 230-jährigen Bestehens des 1782 neu erbauten Gotteshauses.
JHS 1710 (Jesus hominum salvator und die Jahreszahl 1710) steht auf dem Schlussstein des gewölbten, sandsteinernen Türsturzes über dem Eingang zur evangelischen Kirche in Offstein. Dies ist wohl der deutlichste Hinweis auf die Bauzeit dieses Gotteshauses. Damit ist zwar der Zeitraum der Errichtung eng eingegrenzt, unbekannt bleibt aber trotzdem das Jahr des Baubeginns und der Fertigstellung. Wir wissen nicht, ob die Fundamente und ein Teil der Außenwände vielleicht schon im Vorjahr angelegt wurden und die Jahreszahl im Schlussstein nur mit der Herstellung des Eingangs zusammenhängt. Wäre ein Grundstein mit Urkunde gelegt und bekannt, so wäre ein Teil der offenen Fragen beantwortet.



